Historie

Die Ursprünge: Modenbach und seine Verbindung zur Burg Meistersel

Der Modenbacher Hof ist das letzte Überbleibsel des Dorfes Modenbach, das in Zusammenhang mit seiner Burg Meistersel bereits 1100 zum ersten Mal erwähnt wird und nahezu gänzlich dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer fällt. Die Grenzsteine dieses Dorfes sind noch heute auf dem Gelände des Hofes zu finden; auch von den beiden Mühlen, die es einmal am Ufer des Modenbachs gegeben haben soll. Das Dorf selbst gilt damals als Wallfahrtsort; immer pünktlich am Pfingstmontag bilden die Einwohner Weyhers eine Prozession und ziehen gemeinsam zur Kapelle des Dorfes Modenbach, um dort die Messe abzuhalten.

Vom Schlösschen zur Blütezeit als Kurhaus

Der Modenbacher Hof als solcher ist erstmals 1733 erwähnt, als man ihn aus den Resten des ehemaligen „Schlösschens von Modenbach“ neu errichtet. Er liegt am Fuße der Burg Meistersel und ist eng mit ihr und den damit einhergehenden Lehns- und Herrschaftsrechten verbunden, die zu dieser Zeit die vorherrschende gesellschaftliche und politische Struktur darstellen. Während des Auflösungsprozesses des deutschen Lehnswesens wird die Burg samt Hof, Anfang des 19.Jahrhunderts, als Nationalgut eingezogen und schließlich von Familie Minck aus Annweiler ersteigert, die das Herrenhaus des Modenbacher Hofes neu errichten. Zu dieser Zeit beträgt der Umfang des Hofes und des umliegenden Geländes 403,39 Tagwerk (1Tw = ca. 25 – 36a), über die Hälfte davon besteht aus dem dazugehörigen Wald. Während der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselt der Hof noch mehrfach den Besitzer, bis er 1898 von Jacob Meyer und dessen Frau für 132.000 Mark erworben wird – unter ihrem Einfluss sollte der Modenbacher Hof seine Blütezeit als Kurhaus erleben.

Der Modenbacher Hof als Kurhaus während des südpfälzischen Tourismusbooms

Mit der fortschreitenden technischen und industriellen Entwicklung, des bürgerlichen Wohlstandes boomt im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts mit einem Mal der südpfälzische Tourismus: mit der Ernennung Weyhers und Edenkobens zu (Luft-)Kurorten, den umliegenden Waldkurhäusern Johanniskreuz und Taubensuhl, den elf Kuranstalten in Bergzabern und der nahen Burg Scharfeneck, Burg Ramberg, Heldenstein, Ludwigshöhe und Ludwigsruhe wird der Pfälzer Wald plötzlich als beliebtes Reiseziel für Wanderer, Touristen und Vereine der Umgebung entdeckt. Verschönerungsvereine, Turnvereine, Wander- und Pfälzerwaldvereine werden gegründet und befriedigen das unbändige Nix-wie-raus-Bedürfnis. Wahre Massen an Besuchern strömen jedes Wochenende in das Urlaubsziel, das sich direkt vor ihrer Haustür befindet. Jahrzehnte später soll dieses Phänomen als „Volksbewegung mit identitätsstärkender Wirkung“ bezeichnet werden.

Meyer reagiert darauf, indem er das Kurhausangebot des Modenbacher Hofs vervielfältigt; innerhalb kurzer Zeit bietet der Hof seinen Besuchern Pension mit eigenem Zimmer und Bedienung, Milch- und Traubenkuren, Hausbäder, Kinderspielplätze, Teilnahme an Auerhahn-, Schnepfen-, Hasen-, Reh- und Schwarzwildjagden, eine Fischerei, Gartenanlagen mit zahlreichen Obst- und Rosensorten, Ausflüge zum Forsthaus Heldenstein und anderen Sehenswürdigkeiten der Umgebung (Burg Scharfeneck, Meistersel, Frankenburg, Rietburg, Trifels, u.a.), Schlittenfahrten, Rodeln und Eislaufen im Winter und vieles mehr. Das Kurhaus Meyer erscheint in den nächsten Monaten oft und mit guten Rezensionen in der regionalen Presse und avanciert zum Markenzeichen der Umgebung; dank des großen Zulaufs kann auf dem Hof sogar eine Posthilfsstelle eingerichtet werden. Im Jahre 1900 bietet der Modenbacher Hof mit 16 Fremdenzimmern Platz für bis zu 60 Übernachtungsgäste.

Porzellan Kurhaus

Scherbe einer Suppenschale aus Kurhauszeiten

Wandel und Herausforderungen: Die Zeit nach dem Tourismusboom

Noch im selben Jahr geht das Kurhaus in den Besitz von Dr. Fritz Raschig aus Ludwigshafen über, Jacob Meyer wird als Pächter und Verwalter von Christoph Lechler abgelöst. In dessen Händen erlebt der Modenbacher Hof trotz des weiterhin blühenden Tourismus eine Zeit der Selbstüberschätzung und der daraus resultierenden finanziellen Not, weshalb Lechler bereits im Oktober 1901 wieder durch Meyer ersetzt wird. Die finanzielle Lage des Hofes bessert sich daraufhin, auch wenn der Einfluss des Buren- und des Chinakriegs ihn nicht mehr auf sein altes Niveau zurückkehren lassen. Unter der nationalistischen Politik Wilhelms II. und dem wachsenden Fokus der Öffentlichkeit auf das konkurrierende Forsthaus Heldenstein verliert der Modenbacher Hof zunehmend an Bekanntheitsgrad. Verschiedene Missernten und Missherbste führen schließlich zur Auflösung des Kurhauses und zur Versteigerung des Inventars (21.10.1905). Von nun an dient der ehemalige Kurhof Modenbach nur noch als Heim und Erholungsort für die Familie Raschig und deren Freunde und befindet sich bis heute in den Händen ihrer Erben.

Auch heute noch existieren Spuren der damaligen Zeit, als der Modenbacher Hof seine Blütezeit als Kurhaus erlebte. An den Hängen der Meistersel findet man die letzten Rückstände des Weinbergs und Parkwege, die einst zu Traubenkuren und Lustwandeln einluden.

Zeittafel

1100 erstmals “Castrum Meistersele cum silva et villa”- Burg mit Wald und Dorf

1303 Henricus von Mottenbach bzw. “dictus Mottenbecher”

1444 wurde eine Kapelle „St. Theobald“, sozusagen eine Filiale von Weyher, erwähnt und wöchentlich eine Messe gelesen.

1531 „ein Haus als Ausstattung, das der Ortsherr Philipp von Stettenberg für 36 fl. wieder hergerichtet hatte“

11.05.1599 Errichtung eines kurfürstlichen Zollstocks beim Dorf, ein „vielbesuchtes Wirthshaus und Nachtlager für Fuhrleute“ (Lehmann)

1657 es wird von einem „Schlösschen“, dort, wo das Dorf gestanden, gesprochen, von dem aber zu dieser Zeit nur noch ein vierkantiger und ein runder Turm zu sehen ist, sowie eine Mühle, die „zimlich im gebeüw ligt, aber auch wüst“. Die Entwicklung nach dem 30-jährigen Krieg war zunächst gekennzeichnet durch „Hungersnoth und Pest. Die Pfalz hat so gelitten, daß kaum 1/50, also von 100 nur noch 2 Unterthanen vorhanden sind“ beschreibt Dochnahl, F.J. Aber nur wenige Jahre später zeigten sich viele „erstaunt prachtvollen Zustand des Landes”. Zu dieser Zeit noch im Besitz Philipp Gottfried von Stettenberg, Ruine samt Zugehörden werden an Lorenz von Batincourt übergeben, schon bald aber an Damian Hartard von der Leyen, Domherr zu Trier (1662). Das gesamte Gelände wird mit Grenzsteinen mit der Aufschrift GVL auf der außen-, sowie mit Kürzel der Nachbargemeinden auf der innenliegenden Seite markiert und eingetragen (1779).

Gewölbeabschlussstein mit Weihrauchkännchen (Wappen der Herren von Stettenberg) 

gerne wurden markante Abschlusssteine oder Türstürze in  neu errichteten Gebäuden wiederverwendet, so auch hier der Türsturz des verfallenen Schlösschens über 100 Jahre später in dem 1733 erwähnten Haupthaus. 

Dieser Türsturz mit der Jahreszahl 1663, zeigt das Wappen der Grafen von der Leyen (Silberner Pfahl auf blauem Grund), Ortsherren von Burrweiler bis 1794 

1673/74 standen jedoch schon die Franzosen vor Ort und forderten Unterhalt für ihre Besatzungstruppen.

1703 mit Beginn des spanischen Erbfolgekrieges erneut Truppen, um 1715 zum Ende des Krieges tritt rasch eine wirtschaftliche Erholung ein

15.06.1743 unten am Berge nur einen mit Mauern eingeschlossenen Hof, in welchem oben 1733 ein neues Haus von zwei Stockwerken erbaut worden war, in dessen unterem der Hofmann oder Beständer des Hofgutes wohnte und an welches Gebäude sich die Ställe und Scheunen anschlossen..“ „Neben dem Hofthore standen noch die vier Mauern des kleinen, zerfallenen Kirchleins“ (1844 wird allerdings der MoHof der protest. Pfarrei zugehörig genannt, nicht mehr Weyher) 1804 „Code Civile“ (Abschaffung aller lehnrechtlichen Rechte) Burg und Gehöft als Nationalgut eingezogen und versteigert

1848 Versteigerungsanzeige der Fam. Minck, Annweiler „neuerbautes Wohnhaus“ (Der Eilbote 1848) „helle, freundliche Gebäude im Besitz der Familie Völker“(Lehmann)

1848 Verkauf Minck

1898 Umgestaltung zum Kurhaus, Einbau von Dachgauben, Errichtung eines direkten Zugangs aus dem 1. Stock in die Parkanlagen

1902 Ankauf des Gehöfts von Mayer durch Dr. Fritz Raschig, Fabrikant aus Ludwigshafen

1943

Bombeneinschlag

1947

Familie im Hof

1953

Das Haupthaus

1960

Gäste im Haupthaus

1960 Errichtung des großen Stallgebäudes für die Haltung von Milchkühen

1985 der Milchviehbetrieb wird auf Pferdehaltung umgestellt, nicht mehr benötigte Gebäudeteile zu Ferienappartements, bzw Einzimmer-Appartements umgenutzt. Bau einer Reithalle (2017)

So setzt der Modenbacher Hof heute mit der Nutzung der Talauen eine Siedlungstradition fort, die vor rund 10 Jahrhunderten ihren Anfang nahm. 

Das Gelände in Zahlen

135,1 ha Gesamtfläche
98 ha Wald
30,4 ha Wiesen
6,6 ha Hof-, Parkfläche